
Kurz zusammengefasst:
09.06.2025
5 Minuten
Kundalini Yoga
Wenn du schon einmal ein Kundalini Yoga Video gesehen oder an einer Stunde teilgenommen hast, ist dir vielleicht aufgefallen: Viele tragen Weiß. Weiße Kleidung, weiße Turbane, ein fast schon feierlicher Look – und vielleicht hast du dich gefragt: Warum ist das so? Oder sogar: Muss ich das auch tragen, um Kundalini Yoga zu praktizieren?
Ich möchte dir in diesem Artikel erklären, was es mit der weißen Kleidung im Kundalini Yoga auf sich hat, welche Bedeutung dahintersteht – und warum ich selbst einen eher undogmatischen Weg gehe, wenn es um Kundalini Yoga Kleidung geht.
In der klassischen Kundalini Yoga Tradition, wie sie insbesondere durch Yogi Bhajan im Westen verbreitet wurde, spielt weiße Kleidung eine besondere Rolle. Weiß gilt als Farbe der Reinheit, Unantastbarkeit und des Lichts. Es heißt, sie erweitere das elektromagnetische Feld (Aura) einer Person und unterstütze dadurch das Energiefeld beim Praktizieren von Kundalini Yoga.
Ein oft zitierter Gedanke: Weiße Kleidung reflektiert alle Farben – und damit alle Schwingungen. Sie wirkt neutralisierend und erhöht die Bewusstheit. Manche Quellen sprechen davon, dass das Tragen von Weiß die eigene Präsenz um bis zu neun Fuß (ca. 2,70 m) erweitere. Für Lehrer*innen könne das hilfreich sein, um in einer Gruppe stabil und klar zu wirken.
Auch Turbane oder Kopfbedeckungen gehören häufig zur Kundalini Kleidung. Sie sollen das energetische Zentrum am Scheitel (Sahasrara Chakra) schützen und die Energie im Körper bündeln.
Ich kann gut verstehen, warum Menschen sich in weißer Kleidung besonders verbunden, zentriert oder präsent fühlen. Es gibt eine gewisse Kraft darin, sich bewusst und rituell zu kleiden – vor allem, wenn man unterrichtet oder in die eigene spirituelle Praxis eintaucht.
Gleichzeitig weiß ich aus eigener Erfahrung: Kleidung allein macht keine*n Lehrer*in. Und Weiß ist kein spirituelles Gütesiegel.
Ich habe auf meinem eigenen Weg erlebt, dass äußere Formen – auch die Kleidung – manchmal mehr bedeuten, als sie sollten. Wenn wir beginnen zu glauben, dass bestimmte Farben, Stoffe oder Symbole nötig sind, um „richtig“ zu sein, verlieren wir leicht den Kontakt zu dem, worum es im Kern geht: die Verbindung zu uns selbst.
Deshalb lade ich in meinen Yogastunden und Ausbildungen dazu ein, genau hinzuspüren: Was unterstützt dich wirklich in deiner Praxis? Was bringt dich in Verbindung mit deinem inneren Selbst? Für manche mag das Weiß sein – für andere ist es ein warmer Pullover oder das T-Shirt, in dem sie sich frei fühlen. Für manch eine*n hat Kleidung überhaupt keine Bedeutung.
In meiner Arbeit – ob im Coaching oder in der Kundalini Yoga Ausbildung – spielt Selbstführung eine zentrale Rolle. Dazu gehört auch die Fähigkeit, äußere Vorgaben zu hinterfragen und die eigene Wahrheit zu finden.
Was trägst du, wenn du ganz bei dir bist? Was nährt dein Gefühl von Präsenz, Würde, Verbundenheit?
Ich finde: Kleidung kann ein Teil des Rituals sein, ein Anker für Klarheit und Haltung. Aber sie ist nicht das Ziel. Wenn du Kundalini Yoga Kleidung wählst, dann nicht, weil es „so gehört“, sondern weil du es bewusst entscheidest.
Die einfache Antwort: Nein. Du musst gar nichts und solltest nicht unhinterfragt einfach einer Gruppenvorstellung folgen. Du bist auch in bunter Kleidung willkommen, in Schwarz, in kurzen Hosen oder Leggings.
Wenn du neugierig bist, probiere es aus: Trage einmal bewusst Weiß – vielleicht spürst du einen Unterschied. Und wenn nicht, ist das genauso in Ordnung. Vielleicht entdeckst du sogar, dass dich andere Farben oder Stoffe besser dabei unterstützen, dich zu zentrieren.
Was zählt, ist nicht das äußere Bild, sondern die innere Bewegung.
Es gibt eine Tendenz im spirituellen Kontext, bestimmten äußeren Merkmalen eine fast heilige Bedeutung zu geben. In manchen Fällen kann das inspirierend wirken – in anderen führt es zu einer Art spirituellem Dresscode, der mehr Druck als Freiheit erzeugt.
Ich bin dankbar für die Begegnungen in meinem Leben, die mir gezeigt haben, wie wichtig es ist, Haltung nicht mit Äußerlichkeit zu verwechseln. Und wie wertvoll es ist, immer wieder zur eigenen inneren Führung zurückzukehren.
Denn echte Präsenz entsteht nicht durch weiße Kleidung – sondern durch Bewusstheit, Reflexion und die Bereitschaft, sich selbst ehrlich zu begegnen.
Die Frage „Warum tragen Kundalini Yogis weiße Kleidung?“ führt uns schnell zu einer viel tieferen Frage: Wie bewusst lebe ich meine Praxis?
Weiß kann ein unterstützender Teil davon sein – aber kein Muss. In meinem Verständnis von Kundalini Yoga Kleidung geht es um Freiheit, nicht um Vorschrift. Um Präsenz, nicht um Perfektion. Um Authentizität, nicht um Anpassung.
Wenn du auf deinem Weg bist – sei es durch Yoga, Coaching oder Selbsterforschung –, lade ich dich ein, immer wieder auf dein Gefühl zu hören. Und dir die Freiheit zu erlauben, du selbst zu sein – in Weiß oder in Farbe.
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