Letztes Wochenende war ein bedeutsamer Meilenstein auf meiner Reise als Yogalehrerin: der Abschluss meiner vierten Karam Kriya Ausbildung. Diese 3,5 Jahre intensiven Lernens und persönlichen Wachstums markieren auch für mich das Ende eines großen Transformationszyklus, den ich in meiner langjährigen Tätigkeit als Inhaberin und Geschäftsführerin im YOGAdelta begonnen habe. Es war die Ausbildungsgruppe, die im YOGAdelta gestartet ist und dann mit mir in andere Räume und an andere Orte gegangen ist. Ich habe erlebt und durchlebt, dass der Inhalt wesentlich wichtiger ist als die Form, der Raum oder der Ort.
Der Abschluss und Abschied von dieser gewachsenen und großartigen Gruppe hat mich veranlasst, mir Zeit zu geben. Ich wollte nicht einfach nur in das nächste anstehende Projekt meine Zeit und Aufmerksamkeit investieren, sondern mir einen Moment gönnen, um die Leere des Abschieds zuzulassen. Im Rückblick wurde mir bewusst, dass meine erste große Yogakrise durch die Gemeinschaft ausgelöst wurde und dass mich die zweite große Yogakrise durch diese Gemeinschaft an Frauen getragen hat. Denn in meinen fast drei Jahrzehnten des Lehrens hatte ich zwei bedeutende Krisen, die mich sowohl herausforderten als auch formten und fast den Weg des Dranbleibens und Weitergehens unmöglich gemacht hätten.
Die erste große Herausforderung kam, als ich mich entschloss, mich von meinem damaligen Yoga-Lehrer zu lösen und nicht mehr für ihn zu arbeiten. Es war keine leichte Entscheidung, denn mein Ego war bestochen und verführt, da er aus mir die jüngste Ausbilderin weltweit machen wollte und ich kurz vor dem Abschluss stand. Mein Bewusstsein behielt die Macht und die Oberhand, da Manipulation und Missbrauch klar und zu offensichtlich waren. Mein Versuch, ihn zu reflektieren und seinen Schüler*innen etwas anderes beizubringen sowie das Bewusstsein zu schärfen, scheiterte kläglich und führte nur zu Demütigungen meinerseits. Es war ein zu festes und geschlossenes System, in dem alle Bedenken weggewischt und verhöhnt wurden, und die Zweifel nur als Widerstand gegen das Wesentliche ausgelegt wurden. Ich hatte alle mir damals zur Verfügung stehenden Mittel und Wege ausprobiert und musste nun gehen, um meinen inneren Werten treu zu bleiben. Die Entscheidung war zwar schwer, aber auch klar, denn ich wusste, wenn ich diesen Weg weiterverfolgen würde, könnte ich nicht in Frieden mit mir sterben.
Das Schlimmste kam danach, denn es fühlte sich für mich an wie der Ausstieg aus einer Sekte. Darauf war ich nicht vorbereitet! Mein damaliger Lehrer informierte alle, dass ich die goldene Kette unterbrochen hätte und nun zu meiden sei, denn ich wäre hoch „ansteckend”. Ja, ich war hoch ansteckend, denn im Gespräch hätte ich mein Gegenüber mit Bewusstseins-Viren infiziert. Es waren damals meine Freundinnen und Schülerinnen. Der blinde Gehorsam stellte keine Fragen und suchte kein Gespräch. Fast alle mieden mich, und ich wurde höchstens von früheren Mitstreiter*innen kontaktiert, weil sie ihre geballte Wut über meine Entscheidung zum Ungehorsam an mir auslassen wollten. Sie hörten mir nicht zu, sondern beschimpften mich.
Warum führte mich das in die Krise? Es waren die Menschen und ihr Verhalten. Wir kannten uns seit so vielen Jahren, und meine Sicht, meine Perspektive wurde gar nicht erfragt. Ich fühlte mich von vielen meiner Freund*innen verurteilt, ohne überhaupt angehört worden zu sein. Ich begann so tief an den Menschen zu zweifeln, dass ich in meiner ersten großen Krise landete. Diese Menschen, die so Höchstes und Besonderes anstrebten, verhielten sich so?! Ja, es gab Ausnahmen, aber sehr wenige, und es sind meist nicht die, die heute hier schreien. Ich konnte damals noch nicht unterscheiden, dass ich zu Recht an dieser Gemeinschaft von Menschen zweifeln musste, die sich auf dieser Grundlage und stillschweigenden Akzeptanz trafen. Damals wollte ich nichts mehr mit Yoga zu tun haben. Ich wollte mich einem ehrlicheren und normaleren Umfeld zuwenden. Doch ich blieb dran. Es war der Anfang, dass ich alles Gelernte hinterfragte und unterschied, was Machtmissbrauch fördert und was wirklich dem Menschen und der Seele dient. Dies gebe ich in meinen Ausbildungen weiter.
Die zweite Krise wurde durch die Corona-Pandemie ausgelöst. In dieser Zeit wurde ich als Unternehmerin zu Veränderungen gezwungen, die mich bis zu dem Punkt brachten, an dem ich erwog, meinen geliebten Yogaunterricht aufzugeben. Ich fand keinen Weg, wie ich unterrichten sollte. Obwohl ich sofort online unterrichtete, erschien mir vieles fremd und unerwünscht. Hier wäre mein Inhalt fast an der Form zerbrochen. Doch durch die Unterstützung der wunderbaren Frauen meiner Karam Kriya Gruppe, die den Faden des Yoga festhielten, fand ich den Mut, weiterzumachen. Ort und Raum waren ihnen egal, denn sie wollten einfach weiterlernen, dranbleiben und das lernen, was ich durch meine erste Krise im Yoga und im Karam Kriya gelernt und erforscht hatte.
Ich bin zutiefst dankbar für jede dieser Frauen, deren Gemeinschaft mich unterstützt und inspiriert hat, meine Leidenschaft für Kundalini Yoga und Karam Kriya neu zu entdecken, mich neu zu erfinden und noch mehr dem Inhalt statt der Form meine Aufmerksamkeit zu schenken. Der Satz „Keep up, and you will be kept up“ hat in diesen Zeiten eine neue, tiefere Bedeutung für mich bekommen. Er steht nicht nur für die Verbindung mit dem universellen Leben, sondern auch für das Engagement für das eigene innere Selbst und die unterstützende Kraft der Gemeinschaft. Ich danke euch, dass ihr Teil dieser Reise seid und mir stets zeigt, dass das, was wir bewahren, auch uns bewahrt. Danke.